Geheimnisvolle Halbinsel Wustrow

Lage und Entstehung der Halbinsel Wustrow

Blick vom Schmiedeberg über den Wustrower Hals zur Halbinsel Wustrow
Blick vom Schmiedeberg über den Wustrower Hals zur Halbinsel Wustrow

Die Halbinsel Wustrow ist ein außergewöhnliches Fleckchen Erde: Sie liegt zwischen dem Salzhaff und der Ostsee und steht über den sogenannten Wustrower Hals mit dem Ostseebad Rerik in Verbindung. Von dort aus gelangt man innerhalb kürzester Zeit auch zu den Städten Rostock und Wismar. Das hört sich für alle Urlauber perfekt an, jedoch ist die Halbinsel seit dem Jahr 2004 für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Halbinsel WustrowUrsprünglich sollten hier eine Ferienanlage und Eigentumswohnungen entstehen und eine ehemalige sowjetische Kaserne zu einem luxuriösen Urlaubsdomizil umgebaut werden. Mehr Besucher bringen allerdings auch mehr Verkehr mit sich, der lagebedingt durch die Kleinstadt Rerik rollen würde. Die Kleinstadt entschied sich dagegen und untersagte den öffentlichen Verkehr auf der Zufahrtsstraße. Die Fundusgruppe wiederum sperrte die Insel für Besucher, da Sicherheitsbedenken dagegen sprächen.

Seit Jahren herrscht nun Stillstand und die Tier- und Pflanzenwelt konnte sich die Halbinsel zurückerobern. So findet man heute auf Wustrow Füchse und Dachse, Kormorane oder Mufflons. Die Zukunft liegt vollig im Ungewissen, solange das Verkehrsproblem nicht gelöst ist. Die Halbinsel könnte auch der Natur überlassen werden, die man dann bei geführte Wanderungen entdeckt, oder als Ausgleichsfläche dienen.

Von der Insel zur Halbinsel

Erstmalig erwähnt wurde Wustrow im Jahr 1273 im Wismarer Stadtbuch. Mehrere Jahrhunderte lang war die Halbinsel im Besitz von Adelsfamilien und wurde vorwiegend landwirtschaftlich genutzt. 1872 wurde Wustrow dann aufgrund einer Sturmflut für kurze Zeit zu einer Insel, bis man dann einen künstlichen Deich schuf, um Wustrow mit dem Festland zu verbinden. 1933 kaufte die Wehrmacht die Landzunge und errichtete dort die größte Flakartillerieschule Deutschlands. In den darauffolgenden Jahren entstanden außerdem große Kasernenanlagen, kleine Häfen an Salzhaff und Ostsee sowie ein Flugplatz. Darüber hinaus wurde die Siedlung Rerik-West gebaut, die 100 Hektar umfasste und für zivile Angehörige gedacht war. Des Weiteren umfasste die Siedlung ein modernes Schwimmbad, eine Kegelbahn, ein Kino sowie eine Kläranlage.

Häuser auf Wustrow
Verfallene Häuser auf Wustrow

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Wohnungen vorwiegend von Flüchtlingen als Unterkunft genutzt, bis alle Deutschen vom sowjetischen Militär aufgefordert wurden, die Halbinsel zu verlassen. Die sowjetischen Truppen gründeten daraufhin die Garnison Wustrow, sprengten sämtliche Militäranlagen und errichteten Wachhäuser, Baracken, Lager- und Fahrzeughallen. Die letzten russischen Soldaten zogen im Oktober 1993 ab, hinterließen jedoch militärische Altlasten, sodass die Insel gesperrt blieb. Die Häuser der Gartenstadt, die noch erhalten geblieben waren, stellte man 1995 unter Denkmalschutz. Dieser wurde allerdings nach kurzer Zeit wieder aufgehoben, damit die Halbinsel besser vermarktet werden konnte. Im Jahr 1998 ging das sogenannte „Bonbon“, ein Flurstück im Ausmaß von 300 Hektar, an die Fundus-Gruppe.

Einzigartige Fauna und Flora auf Wustrow

Profitiert hat von der Situation zwischen Stadt und Eigentümer vor allem die Natur: Statt Hotels und Hafenbauten gedeihen hier nun Bäume und Büsche, das Ufer wird von Dünen, Schilfgürteln und Salzwiesen gesäumt. Darüber hinaus leben auf der Halbinsel Wustrow rund 90 Vogelarten sowie blonde Wildschweine, eine Kreuzung aus Wild- und Hausschwein.

 

© Foto im Seitenkopf: Verfallene Gebäude einer Siedlung auf Wustrow,  An-d (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons
© Blick vom Schmiedeberg über den Wustrower Hals zur Halbinsel Wustrow, Urheber: aldorado10 / 123RF Standard-Bild
© Wustrow, Lotte76 (Eigenes Werk) [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons
© Verfallene Häuser auf Wustrow, Ragnar1904 (Eigenes Werk) [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons