Seine erstmalige Erwähnung fand Wustrow 1273 im Stadtbuch von Wismar. In der Folge wechselte das landwirtschaftliche Gut etliche Male die Besitzer, bevor die Halbinsel schließlich militärisch genutzt wurde und nun brachliegt.
Die erste Gutsbesitzerin war die Familie von Moltke. Darauf folgte die Familie von Oertzen. Zu jener Zeit lebten die Menschen hauptsächlich von Landwirtschaft und Fischerei. 1514 wurde zudem am „Wustrower Hals“ auch eine Holzwindmühle erbaut.

Durch eine schwere Sturmflut im Jahr 1625 wurde die Halbinsel jedoch vollkommen überschwemmt und das Gut zerstört. Selbst am höchsten Punkt der Insel, wohin sich die Bewohner geflüchtet hatten, standen sie noch im Wasser. Wenige Tage später wurde das ehemalige Lehngut den Besitzern als freies Eigentum übergeben. Sie mussten fortan keinen Lehn mehr zahlen und wurden vom Hof- und Kriegsdienst befreit.
Ab 1649 war der schwedische Oberst Erich Hansson Ulfsparre Besitzer des Gutes. Danach ging es durch die Hände verschiedener Generationen der Familien von Winterfeld und von Plessen. Der vorerst Letzte, Helmut August von Plessen, wurde 1724 ermordert. Wieder folgten zahlreiche Besitzerwechsel.
1820 übernahm die Familie Stever das Gut, wodurch für längere Zeit Konstanz in die Besitzerverhältnisse kam. Auf der Basis von drei Erbpachthöfen wurde 1838 Neu Wustrow gegründet. Doch mit der Cholera kam 1859 erneut das Unglück über die Insulaner, von denen viele erkrankten und fünf an der Krankheit starben. Damit nicht genug, brannte der gesamte Gutshof einige Jahre später bis auf das neue Herrenhaus ab.
Tiefgreifende Veränderungen brachten auch die beiden Ostsee-Sturmhochwasser Ende des 19. Jahrhunderts. Wustrow war ursprünglich eine Insel. Durch den slawischen Burgwall Alt Gaarz war die Zufahrt zum Salzhaff geschützt. Doch die etwa 700 m lange Nehrung hielt den Sturmfluten während der Hochwasser 1872 und 1874 nicht stand. An mehreren Stellen brach das Wasser durch. Sogar eine Düne wurde dabei vollständig abgetragen. Ohne die schützende Nehrung waren die Bewohner des Salzhaffs in ständiger Gefahr. Daher errichteten sie gleich im Jahr 1874 Windfangzäune. Außerdem wurden ein Deich mit einer Straße angelegt. Dieser besteht bis heute. Der Deich mit dem Namen „Wustrower Hals“ verbindet Wustrow mit Rerik. Der Deichbau machte Wustrow zur Halbinsel.
Nach einigen weiteren Besitzerwechseln erwarb 1925 Hans von Plessen das Gut.
Militärische Nutzung

1933 erwarb die Reichswehr das Gut, in dem bis dahin die Familie von Plessen wohnte, für rund 1,4 Millionen Mark und baute es zur größten Ausbildungsstelle der deutschen Flakartillerie aus. Außerdem wurden ein Luftabwehr- und Luftwaffenstützpunkt errichtet. Auf dem Militärgelände waren vorwiegend Offiziere, Soldaten bzw. Offiziersfamilien untergebracht. Militärische Übungen waren an der Tagesordnung.
1937 befanden sich auf der Halbinsel bereits 180 Gebäude, darunter auch ein Hallenbad, das zu dieser Zeit das modernste Hallenbad Deutschlands war.
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges waren auf Wustrow immer wieder Einheiten auf Zwischenstation, die dann zur Verteidigung von Berlin ausrückten.
Auf der Flucht vor der vorrückenden Roten Armee verließen viele Bewohner und Soldaten die Halbinsel. Am 2. Mai 1945 übergab Stadtkommandant Deckwitz die Insel Wustrow kampflos an die sowjetischen Armee. Nach der Bodenreform 1945 durften zunächst einmal Neubauern das Land für sich nutzen. Noch verbliebene Einwohner wurden allerdings aufgefordert, die Halbinsel zu räumen.
Doch die Sowjetarmee hatte die militärischen Vorteile von Wustrow erkannt . 1949 wurde die Insel von Zivilisten geräumt und die Sowjetarmee hier stationiert. Man schätzt, dass zeitweise bis zu 3000 Armeeangehörige und deren Familien auf Wustrow weilten.
Um einige zivile Gebäude wiederum militärisch nutzen zu können, wurden diese umgerüstet sowie neue Bauten errichtet. Neben Lagerhallen und Unterkünften entstanden auch ein Kaufhaus, eine Schule sowie ein Krankenhaus. Ein Schieß- und Ausbildungsplatz wurde errichtet. Zu den schon vorhandenen Einheiten stießen Marine- und Nachrichtentruppen. Schießübungen auf Boden-, See- und Luftziele waren ebenso üblich wie Panzerübungen und andere militärische Vorgänge. Wustrow wurde durch einen gut gesicherten Zaun von Rerik und er übrigen Welt abgetrennt. Die Kontakte zur Bervölkerung beschränkten sich auf das Notwendigste. Dazu zählten gemeinsame Übungen mit der Nationalen Volksarmee und den Kampfgruppen und die Teilnahme ausgewählter deutscher Vertreter an wichtigen sowjetischen Feiertagen.
Nach der politischen Wende 1989 entspannte sich das Verhältnis zur Bevölkerung. 1993 verließ die Sowjetarmee endgültig die Halbinsel und wochenlang wurde der Besitz der Soldaten auf Züge verladen. Der Abzug war 1994 abgeschlossen.
Nach Abzug der Truppen wurde die Gartenstadt 1995 unter Denkmalschutz gestellt, den man allerdings später wieder aufhob, um Wustrow besser verkaufen zu können.
Verkauf an Investor
Für die Bewohner von Rerik entstand eine völlig neue Situation. Bis zum Abzug der Sowjetarmee gehörte militärische Präsenz von Panzern und Düsenjägern zum Alltag. Viele ehemalige Bewohner hofften nun, nach Wustrow zurückkehren zu können. Doch dafür gibt es etliche Hindernisse.
Die Halbinsel gelangte laut Einigungsvertrag in das Grundvermögen des Bundes. Damit übernahm die Bundesrepublik auch die Altlasten und Schäden. Eine weitere militärische Nutzung wurde ausgeschlossen, sodass nun das Bundesfinanzministerium für Wustrow zuständig war. Verwaltet wurde die Halbinsel fortan vo der Oberfinanzdirektion Rostock und dem Bundesvermögensamt. Doch es kam zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den zuständigen Behörden, sodass die Halbinsel Wustrow 1998 an die Fundus-Gruppe verkauft wurde, die damit große Pläne hatte.
Die aktuelle Entwicklung auf der Halbinsel Wustrow
© Wustrow: ehemalige Wohnsiedlung Rerik-West, © Wustrow: die Geisterstadt, © Wustrow, von