2023
Die Diskussionen um die künftige Nutzung der Halbinsel Wustrow reißen auch im Jahr 2023 nicht ab. Zwar ist eine Besichtigung des Geländes eingeschränkt wieder möglich, aber über eine touristische Nutzung konnten sich die Beteiligten noch nicht einigen.
Derzeit liegt ein neuer Vorschlag aus Hamburg vor: Architektin Kathrin Zur-Lage hat im Rahmen ihrer Masterarbeit ein Konzept erarbeitet. Sie schlägt laut einer Meldung der Ostseezeitung die Entwicklung eines sanften Tourismus auf der Halbinsel Wustrow vor. Dafür schweben ihr ein Öko-Bauernhof, ein Hostel und eine Surfschule vor. Die Touristen sollen mit elektrischen Fähren auf die Insel kommen.
Was meinen Sie? Wäre das ein interessanter Vorschlag, den man verfolgen sollte, oder lehnen Sie die touristische Nutzung der Halbinsel Wustrow generell ab? Beteiligen Sie sich gleich an der Umfrage der Ostseezeitung.
Stand eben war übrigens eine Mehrheit der Befragten gegen eine touristische Nutzung. Allerdings gab es auch Zustimmung. Da diese nicht repräsentative Umfrage gerade erst angelaufen ist, bleibt es spannend zu beobachten, wohin der Trend gehen wird.
2022
Im Sommer 2022 rückte die Halbinsel Wustrow wieder etwas mehr ins Blickfeld. Im Juli drehte ein Filmteam um Christian Petzold auf Wustrow den Film „Roter Himmel“. Die verlassene Insel war der perfekte Drehort, da man hier während der Hauptsaison nicht mit Badegästen kollidierte.
Die Geschichte dreht sich um vier junge Leute, die sich in einem heißen Sommer in ihrem Ferienhaus näherkommen, während die Flammen unkontrollierbarer Waldbrände den Himmel bedrohlich rot färben und schließlich das Ferienhaus erreichen. Voraussichtlich 2023 wird der Film in den Kinos für Spannung sorgen.
Ansonsten erobert sich die Natur die Halbinsel weiterhin zurück. Die Bebauungspläne der Jagdfeldgruppe liegen offensichtlich auf Eis. Allerdings scheint auch ein möglicher Rückkauf der Halbinsel durch das Land derzeit nicht konkret zu werden.
2021
Auf der neuen Webseite des Investors erfährt man, dass sowohl die Marina als auch der Golfplatz nicht mehr Teil der Bestrebungen sind. Auch vom Bau der ursprünglich geplanten 550 Wohneinheiten für Dauer- und Ferienwohnen und der Errichtung von drei Beherbergungsbetrieben für insgesamt 500 Personen ist man zumindest hinsichtlich des Verteilungsschlüssels abgerückt. Ohne neue Zahlen zu nennen, kündigt die ECW Entwicklungs-Compagnie Wustrow GmbH & Co. KG an, auf die Wünsche der Gemeinde eingehen zu wollen, da momentan möglicherweise mehr neuer Wohnraum als weitere Ferienwohnungen gebraucht werden.
2019
Momentan gibt es keine konkreten Schritte zur touristischen Weiterentwicklung der Halbinsel Wustrow. Der Golfplatz ist schon seit Jahren nicht mehr Bestandteil der Planung und auch die angedachte Ferienanlage wird in nächster Zeit nicht realisiert werden.
Die örtliche SPD gewann den kommunalen Wahlkampf auch durch das Versprechen, sich im Falle eines Sieges für einen Rückkauf der Halbinsel Wustrow durch das Land einzusetzen. Dafür kämpft auch die Bürgerinitiative „Wir für Rerik„, die gern einen Naturpark mit Naturparkzentrum und eine naturverträgliche Nutzung durchsetzen würde. Allerdings hält Jagdfeld an seinen Plänen fest und ist nicht an einem Verkauf interessiert.
Im August dieses Jahres wurde die Polizeiruf-Folge „Der Tag wird kommen“ vom NDR auf Wustrow gedreht. Gewissermaßen Filmpremiere für das Areal auf Wustrow.
2018
Im August 2018 blockierten etliche Einwohner von Rerik zwei Lastwagen, die Bauschutt auf die Halbinsel bringen wollten. Das zerkleinerte Material kam von den Baustellen der Perlenkette in Heiligendamm. Dieses Ensemble aus Strandvillen stammt aus dem 19. Jahrhundert und wird von der ECH des Anno August Jagdfeld renoviert und restauriert. Laut Sprecher der Jagdfeldgruppe sollten mit dem Schutt die Wege auf der Halbinsel ausgebessert werden.
Doch die Bürger bekamen von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Recht. Auf der geschützten Halbinsel darf zum Schutz der Natur nur zertifiziertes Baustoffrecyclingmaterial verwendet werden. Deshalb waren die Kipper zum Umkehren gezwungen.
Die Jagdfeldgruppe sah 2018 erneut den Zeitpunkt gekommen, Wustrow touristisch zu entwickeln. Das stieß aus bekannten Gründen bei den Stadträten und Bürgern auf Gegenwehr. Der Knackpunkt ist seit Jahren die Verkehrslage vor und auf dem Wustrower Hals. Die Einwohner betrachten die Entwicklung mit großer Sorge. Jahrelange Bauarbeiten, eine Wohnbebauung und touristische Nutzung der Insel würde die ohnehin teils chaotische Verkehrslage im Ort drastisch verschärfen. Die von Einheimischen und Gästen so geschätzte Ruhe wäre dahin und die Natur gefährdet. Daher wurde das Verkehrskonzept der Jagdfeldgruppe vom Stadtrat erneut abgelehnt. 1500 Bürger hatten sich bei einer Unterschriftenaktion ebenfalls dagegen ausgesprochen.
Seit Juni 2018 sind wieder geführte Touren und Kutschfahrten auf der Halbinsel erlaubt.
Ursprüngliche Pläne für die Insel Wustrow
Im Jahr 1998 wurde die Halbinsel Wustrow vom Bund verkauft. Den Zuschlag erhielt unter vielen Bewerbern die Fundus-Gruppe. Die Firma ist auf geschlossene Immobilienfonds und hochpreisige Immobilien wie Hotels, Einkaufscenter und Galerien spezialisiert. Medien zufolge soll der Kaufpreis für Wustrow 7,55 Millionen Euro betragen haben, wobei der Bund noch Millionen für die Beräumung der Munition berappt haben soll. Demnach hätte sich die Fundusgruppe zu Investition von mindestens 45 Millionen Euro verpflichtet.
Tourismus und Eigentumswohnungen auf der Halbinsel Wustrow

Nach Fundus-Plänen sollten hochkomfortable Eigentumswohnungen und Ferienobjekte mit einer Gesamtkapazität von über 2.000 Personen gebaut werden. Die Bauvorhaben umfassten auch ein Hotel mit 150 Betten und kleinere Gebäudegruppen an der Ostseeseite. Dazu wollte man schrittweise die alte Gartenstadt sanieren, erweitern und eine zweite Gartenstadt errichten. Um den gehobenen Ansprüchen der Zielgruppe gerecht zu werden, gehörten auch ein seeseitiger Yachthafen, ein Golfplatz und ein Reiterhof zum Konzept. Ein Naturlehrpfad mit Aussichtsturm und Informationszentrum sollte den Komplex vervollständigen. Das Naturschutzgebiet wäre davon unberührt geblieben.
Doch derzeit ist die Zukunft von Wustrow ungewiss, da die Pläne der Fundusgruppe nicht nur auf Gegenliebe stoßen. Der Hauptstreitpunkt ist das zu erwartende hohe Verkehrsaufkommen auf der Zufahrtsstraße durch Rerik. Deshalb untersagte Rerik den Insel-Eigentümern die Benutzung der Zufahrtsstraße über den Wustrower Hals.
Die Fundusgruppe wiederum sperrte die Insel 2004 für den Publikumsverkehr, sodass die bis dahin üblichen Führungen entfielen. Man konnte die Halbinsel nur noch vom Wasser aus besichtigen. Begründet wurde diese Maßnahme mit den Gefahren, welche durch die alten, ungesicherten Gebäude entstehen. Das ist aus versicherungstechnischer Sicht durchaus nachvollziehbar.
Da die Entwicklung von Wustrow bislang immer am Verkehrsproblem scheiterte, sind schon viele Ideen zur Minderung der Verkehrsbelastung aufgekommen. So sollten Tempo-30 Zonen eingerichtet werden, um den Lärm zu dämmen und die Sicherheit der Anlieger erhöhen. Weiterhin wollte man eine bessere Anbindungen an den öffentlichen Personennahverkehr schaffen.
Auffangparkplätze am Ortseingang von Rerik waren ein weiterer Vorschlage. Hierfür hätte man ein Bus-Shuttlesystem zwischen den neuen Parkplätzen und der Halbinsel Wustrow bzw. dem Strand schaffen müssen.
Alternativ dachte man darüber nach, eine Fährverbindung nach Wustrow einzurichten. Parallel dazu sollte im Sinne der Umwelt das Rad- und Wanderwegenetz erweitert werden. Selbst von einem Verkehrstunnel war die Rede. Doch nichts davon ließ sich bislang umsetzen. Einige Vorschläge scheitern am Naturschutz, denn große Teile der Insel sind und bleiben ein Naturschutzgebiet, das zahlreichen Tier- und Pflanzenarten eine Heimat bietet.
Auch wenn es zwischenzeitlich immer wieder einmal nach einer Annäherung der Parteien aussah, ist das Verkehrsproblem nicht gelöst. Die Haltung Reriks ist verständlich, zumal sich das Verkehrsaufkommen in der Kleinstadt schon durch die eigene Stadtentwicklung verschärft hat. Ohne Zufahrt wiederum ist es für die Fundus-Gruppe nicht sinnvoll und erfolgversprechend, die geplante Gartenstadt zu entwickeln. So herrscht seit Jahren Stillstand und die Natur erobert sich die Insel mehr und mehr zurück.
Durch den üppigen Wuchs sind viele Teile von Wustrow wieder mit großen Büschen und Bäumen bedeckt. Das ist auch der Bundesforstbehörde nicht entgangen, die nach 2011 große Teile der Halbinsel zum Waldgebiet erklärt hat. Ein Fakt, der die Lage zusätzlich verkompliziert, denn Wald muss laut Gesetz jedem zugänglich sein. Ob sich der neue Waldbestand mit dem Baurecht vereinbart, wäre eine weitere zu klärende Frage.
Alternativen zur touristischen Nutzung von Wustrow

Die Fundus-Gruppe könnte die Insel auch der Natur überlassen und trotzdem davon profitieren. Das scheint unlogisch, wäre aber möglich, wenn die Eigentümer die Halbinsel Wustrow als sogenannte Ausgleichsfläche anbieten würden.
Immer wenn durch große Bauprojekte an der Küste oder anderenorts in die Natur eingegriffen wird, müssen laut Gesetz dafür andere Flächen ökologisch aufgewertet werden, also für die Natur ein Ausgleich geschaffen werden. Damit ließe sich im Falle von Wustrow sehr gut verdienen.
Öko-Punkte bzw. eine Öko-Konto würden helfen, die Flächen vorab für die Natur zu sichern. Die notwendigen Öko-Punkte dafür sind bereits genehmigt worden. Dadurch wäre man bei weiteren Planungen immer noch flexibel. Das Beste ist, dass man durch die Schaffung von Ausgleichsflächen auf Wustrow die artenreiche Natur auf der Insel erhalten würde. Natürlich müssten die Einhaltung einer solchen Vereinbarung regelmäßig kontrolliert werden.
Die Insel Wustrow bleibt vorerst ein geheimnisvoller Fleck auf der deutschen Landkarte und man darf auf die weitere Entwicklung gespannt sein.
Auf www.erstes-seebad.de können Sie sich ganz ausführlich über weitere News zu Wustrow informieren.
Halbinsel Wustrow besichtigen?
Es gibt inzwischen übrigens wieder Möglichkeiten, die Halbinsel Wustrow zu besichtigen. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Artikel „Halbinsel Wustrow – Besichtigungen und Führungen“.
© Wustrow – Die Geisterstadt,
© Wustrow,
© Vegetation auf Wustrow,